Buchempfehlung: Erfolgreiche Führung gegen alle Regeln

Dieses sehr gute Buch ist für erfahrene Führungskräfte geeignet, da es kein allgemeines Methodenbuch ist. Es beschäftigt sich mit einem spezifischen Ansatz des stärkenorientierten Führens. Das Buch geht von dem Gedanken aus, dass jeder Mensch dauerhafte Talente besitzt, die ihn für bestimmte Aufgaben besonders befähigen. Diesen Talenten entsprechend sollten Stellen besetzt und Mitarbeiter gefördert werden. Die Autoren ermöglichen mit ihren eigenen Forschungsergebnissen das Reflektieren und Hinterfragen des eigenen Führungsverhaltens. Sehr gut!

Die Autoren dieses Buchs waren Führungskräfte des angesehenen Gallup-Instituts, des größten Markt- und Meinungsforschungsinstituts der USA. Dem Buch liegt eine umfangreiche Langzeitstudie zugrunde, bei der über 80.000 Manager interviewt wurden, um herauszufinden, welche Talente und daraus resultierende Stärken ein Mensch haben kann und was gute von schlechten Managern unterscheidet. Als Ergebnis haben die Autoren hier eine ganze Reihe gut begründeter Führungsregeln zusammengestellt, die den gängigen Regeln der Managementpraxis zum Teil geradezu entgegengesetzt sind. Das macht dieses Buch besonders spannend.

Das Buch umfasst sieben Kapitel und einen Anhang. Im Kapitel 1 stellen die Autoren zwölf Fragen vor, die aus Hunderten von Fragen ausgewählt wurden. Die Gallup-Forschung hat ergeben, dass sich mit diesen Fragen bzw. den Antworten darauf die Qualität eines Arbeitsplatzes messen lässt. Produktive und sehr zufriedene Mitarbeiter beantworten alle zwölf Fragen mit »Ja«. Bei sechs der Fragen besteht außerdem eine starke Korrelation zum messbaren Unternehmenserfolg. Die Führungskraft hat also die Aufgabe, ein solches Umfeld für die Mitarbeiter zu schaffen, dass diese zumindest sechs, besser aber alle zwölf Fragen bejahen können.

Im Kapitel 2 stellen die Autoren ihre Talentforschung vor. Sie gehen von der Kernaussage aus, dass Menschen sich nicht oder nur sehr begrenzt verändern lassen. Gute Führungskräfte wissen das und setzen Mitarbeiter daher ihren bestehenden Talenten entsprechend ein. Das Arbeiten an den Schwächen der Mitarbeiter, das verbreitete Praxis ist, bringt kein Ergebnis, wenn Schwächen auf mangelndem Talent beruhen. Sehr interessant ist auch die Unterscheidung der Talente, die im unteren/mittleren und dem Top-Management notwendig sind.

In den folgenden Kapiteln werden die vier Schlüssel zur erfolgreichen Führung erklärt. Diese beruhen auf dem Talentprinzip und sind die

– Mitarbeiterauswahl entsprechend den Talenten (Kap. 3)

– Individuelle Zielsetzung entsprechend den Talenten (Kap. 4)

– Individuelle Behandlung entsprechend den Talenten (Kap. 5)

– Mitarbeiterentwicklung entsprechend den Talenten (Kap. 6)

Im Kapitel 7 schließen sich Praxistipps für alle vier Schlüssel an. Es lohnt sich, das ganze Buch zu lesen. Besonders gut gefallen haben mir die Kapitel 1, 3 und 5. Kapitel 6 ist sogar überragend und sei besonders empfohlen. Kapitel 4 zur individuellen Zielsetzung fällt dagegen vergleichsweise schwach aus und entspricht nicht dem Standard des gesamten Buchs. Im Anhang finden Sie auch eine sehr knappe Darstellung der 34 Talente, die von den Autoren gefunden wurden.

Das Buch bietet einen Einstieg zum Thema des stärkenorientierten Führens. Für die vertiefende Beschäftigung eignet sich der Band »Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt!« von Marcus Buckingham und Donald O. Clifton. Dort werden die 34 gefundenen Talente genauer beschrieben. Außerdem enthält das Buch einen Internetzugangscode, mit dem Sie einen Online-Fragebogen ausfüllen können und direkt Ihre individuellen fünf stärksten Talente genannt bekommen. Sehr empfehlenswert! Leider unterscheiden sich die Begrifflichkeiten für die Talente in den beiden Büchern. Möglicherweise liegt das an den unterschiedlichen Übersetzern.

Fazit:

Ein sehr gutes Buch mit teilweise neuen Ansätzen zur Führung. Es lässt sich leicht lesen und bringt auch manch erfahrene Führungskraft zum Grübeln. Lesen Sie im Anschluss oder davor das Buch »Entdecken Sie Ihre Stärken jetzt!«.

© 2015 Alexander Groth (www.leadershipjournal.de)