Haben Sie ein positives Bild der Zukunft, das Sie erreichen wollen und das Sie magisch anzieht? Für das Sie sich und Ihre Mitarbeiter begeistern können? Mit dem Begriff der »Vision« verhält es sich wie mit dem Begriff »Leader«: Kaum jemand würde ihn für sich in Anspruch nehmen. Wer behauptet schon von sich, ein Visionär zu sein? Tatsächlich leitet sich das Wort »Vision« aus dem lateinischen Wort »visio« ab und bedeutet Anblick, Erscheinung oder Vorstellung. Es geht also um einen »Anblick« davon, wie die Zukunft aussehen soll. Wenn Ihnen der Begriff Vision zu hochgestochen erscheint, ersetzen Sie ihn einfach durch »ein klares, positives Bild der Zukunft«, das Sie vor dem inneren Auge sehen können.
Die meisten Vorgesetzten haben keine Vision. Fragt man sie danach, sprechen sie von Zielen, die ihnen von oben vorgegeben wurden. Das sind meist Zahlen, die auf die Mitarbeiter im Normalfall nicht die geringste inspirierende Wirkung haben. Nur ein positiv aufgeladenes Bild in den Köpfen der Menschen setzt Energie frei. Bevor es da entsteht, sollte der Leader es zuerst einmal für sich selbst entworfen und immer wieder kommuniziert haben. Robert Steven Kaplan, ehemaliger Harvard-Professor, stellt Managern gern drei Fragen:
- Haben Sie eine Vision?
- Können Sie diese hier und jetzt in wenigen klaren Worten aufschreiben?
- Können Ihre Mitarbeiter diese aufschreiben, wenn ich sie danach frage?
Die meisten Manager müssten diese Fragen mit »Nein« beantworten. Deswegen sind sie aber nicht schlecht. Sie optimieren ihre Prozesse, lösen auftretende Probleme und erreichen ihre Jahresziele. Das nennt man Management. Ein Manager beschäftigt sich mit dem, was hier und heute zu tun ist. Das sind zum größten Teil die täglich auftretenden Probleme und die haben ihre Wurzeln meist in der Vergangenheit. Chancen liegen dagegen immer in der Zukunft. Ein Leader schaut in die Zukunft und entwickelt sein eigenes Bild, wie diese aussehen soll. Dieses Bild treibt ihn an und es hilft ihm, im Alltag an den richtigen Stellen Nein zu sagen und Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.
Ein Manager zu sein, ist eine anspruchsvolle Aufgabe und nichts Ehrenrühriges. Wir brauchen in unserer Gesellschaft für sehr viele Positionen Manager und keine Leader. Manchmal benötigen wir aber eben doch genau diesen. Er ist und bleibt aber eine knappe Ressource.
Wie aber findet man nun seine eigene Vision bzw. das klare positive Bild der Zukunft? Mit ein bisschen Nachdenken ist es leider nicht getan. Nach dem Bild der Zukunft können und sollten Sie aktiv suchen. Aber das ist keine Fünf-Minuten-Übung, sondern kann manchmal Wochen oder gar Monate dauern. Mithilfe der oben verlinkten Artikel/Übungen erfahren Sie, wie Sie Ihre private oder berufliche Vision entdecken können.
1. Was können Sie Gutes für andere leisten?
Ihre Vision sollte einen Beitrag für andere Menschen enthalten. Diese Empfehlung hat gewichtige Fürsprecher:
»Ein Leben, das vor allem auf die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse ausgerichtet ist, führt früher oder später zu bitterer Enttäuschung.«
Albert Einstein (Nobelpreisträger)
»Persönlichkeit hat nur der, der einer Sache dient.«
Max Weber (deutscher Soziologe)
Die eigene Karriere voranzutreiben und Geld zu verdienen macht Spaß, aber es macht langfristig nicht glücklich, ja nicht einmal dauerhaft zufrieden. Erst wenn wir einen sinnvollen Beitrag für andere leisten, kann sich tiefe innere Zufriedenheit einstellen, die manche auch als Glück bezeichnen. Was wollen Sie verändern, das für Ihr Leben UND für das Leben anderer einen positiven Unterschied macht? Was tun Sie für die Bedürfnisse anderer? Welcher Sache wollen Sie dienen?
2. Wo können Sie Ihren persönlichen Beitrag leisten?
Mein aktueller Zahnarzt ist der beste, den ich je hatte, handwerklich ein Meister und dazu einfühlsam und humorvoll. Als wir uns einmal über Kinder unterhielten, die unter schwierigen Bedingungen aufwachsen, meinte er:
»Im Nebenzimmer liegt ein armenischer Junge. Er ist 14 Jahre alt und war in seinem ganzen Leben noch nie bei einem Zahnarzt, hat aber immer Zucker gegessen. Genau so sehen auch seine Zähne aus. Da muss ich das ganze Gebiss retten.«
Auf meine Frage, ob der Junge denn krankenversichert sei, meinte er:
»Das mache ich ohne Bezahlung. Ich habe mich mal gefragt, wo ich meinen Beitrag für andere leisten kann. Warum soll ich für irgendeinen karitativen Club auf dem Weihnachtsmarkt selbstgebackene Plätzchen verkaufen. Ich kann Zähne wiederherstellen und das tue ich.«
Sie sind kein Zahnarzt, aber übertragen Sie dieses Bild auf Ihren Beruf. Wo können Sie in Ihrer jetzigen Position einen Beitrag leisten, der wirklich etwas verändert? Bedenken Sie, dass Sie nicht nur Ihre eigene Energie haben, sondern auch die Ihrer Mitarbeiter ausrichten können. Sie sind ein Multiplikator und im besten Fall ein Leuchtturm, an dem sich andere orientieren. Ich glaube, dass jeder Mensch einen besonderen Beitrag leisten kann. Welcher ist Ihr Beitrag als Führungskraft?
3. Wie können Sie Ihre persönlichen Stärken einsetzen?
Wirklich erfolgreich werden wir immer nur in den Bereichen, wo wir auf unseren Stärken aufbauen können. In all den Dingen, die uns nicht besonders liegen, erzielen wir auch mit viel Aufwand nur Mittelmaß. Überlegen Sie also, welche Ihrer Stärken Sie für ein positives Zukunftsbild einbringen können. Auf welche Ihrer Fähigkeiten sollten Sie sich konzentrieren, um einen wirklichen Unterschied zu machen?
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Hallo Herr Groth,
vielen Dank für den Artikel.
Vision?! Das war für mich lange Zeit ein Reizwort. Irgendwie wollte und sollte jeder eine Vision haben. Was ich während meiner Arbeit zu hören bekam, war teilweise haarsträubend. Zum einen gab es Visionen, die das Unternehmen nach außen darstellen sollten. Gegenüber den Mitarbeitern wurde jedoch ein diametral anderes Verhalten an den Tag gelegt. Papier ist halt geduldig.
Dann gab es Unternehmensvisionen, die im Internet zu finden waren und von denen selbst die obere Führungsgruppe nichts wusste.
Meine Bild und meine Einstellung zur Vision haben sich jedoch verändert. Meine persönliche Vision habe ich schon lange, auch wenn ich sie früher vielleicht nicht so genannt hätte. Mir schien sie nicht groß genug zu sein.
Mittlerweile habe ich auch einige Führungskräfte getroffen, die sowohl eine klare Vision als auch eine deutliche Mission hatten. Ihre Teams gehörten zu den Besten, die ich begleiten durfte. Es scheint also einen Unterschied zu machen, ob eine Führungskraft eine Vision hat oder nicht.
Freundlichst grüßt Sie
Peter Wiesejahn
[…] Finden Sie Ihre Lebensvision – Der Artikel […]
[…] Natürlich kann man auch ohne eine Vision (lat: visio = Anblick), also ohne eine Ansicht der Zukunft einen Team Spirit schaffen. Vielleicht braucht eine gut eingespielte Buchhaltungsabteilung auch nicht unbedingt eine Vision. Es steht aber außer Frage, dass ein gemeinsam angestrebtes inspirierendes Bild die Energie der Mitarbeiter in eine Richtung lenkt und damit die Menschen verbindet. Diese Vision sollte sinnhaft sein, also einen Sinn anbieten, für den die Mitarbeiter sich einsetzen wollen. Ein solches Zukunftsbild kann in einem Workshop von allen gemeinsam entworfen werden. Das muss aber nicht sein. Auch ein von der Führungskraft allein entworfenes Bild kann die Mitarbeiter sehr ansprechen. Lesen Sie hier, wie Sie als Leader eine eigene Vision kreieren. […]
Hallo Herr Wiesejahn,
danke für Ihren Kommentar. Da kann ich nichts hinzufügen. Es ist genau so, wie Sie es schreiben.
Der Begriff Vision wird überladen. Sagt man Führungskräften, sie sollten ein Bild der erstrebten Zukunft haben, erntet man Kopfnicken. Spricht man dagegen vom Kreieren einer Vision (was das gleiche ist), weckt das sofort den Zynismus 🙂
Beste Grüße
Alexander Groth