Was macht jemanden zum Leader? Die Antwort hängt ganz davon ab, wie Sie Leadership bzw. Führung definieren. Derzeit gibt es über 50 verschiedene Definitionen des Begriffes, die zum Teil in völlig unterschiedliche Richtungen gehen. Von all diesen Definitionen ist für Sie aber nur eine wichtig und relevant – Ihre eigene.
Ihre Antwort auf die Frage »Was ist Führung?« legt fest, wann Sie ein Leader sind.
Ihre Definition von Führung ist der Maßstab, an dem Sie sich messen können. Er bestimmt, ob Sie sich selbst als Leader sehen und wie gut Sie darin sind. Dennoch haben sich viele Führungskräfte noch keine vertieften Gedanken darüber gemacht, wie sie Leadership oder Führung für sich definieren. Erlauben Sie mir daher, Ihnen meine Definition auf die Frage vorzuschlagen:
Was ist Führung?
Meine (Alexander Groth) Definition lautet:
»Führung heißt, die Energie der Mitarbeiter auf Handlungen auszurichten, um einen von der Führungskraft gewünschten Zustand in der Zukunft zu erreichen, und die Energie der Mitarbeiter auf Dauer zu mehren.«
Etwas vereinfacht kann man sagen:
Führung heißt, Energie auszurichten und auf Dauer zu mehren.
Aus dieser Arbeitsdefinition lassen sich drei Fragen ableiten, mit deren Hilfe Sie erkennen können, wie es um Ihre Leader-Qualitäten bestellt ist:
- Haben Sie ein klares Bild von dem gewünschten Zustand in der Zukunft?
- Ist die Energie Ihrer Mitarbeiter auf die Erreichung dieses Zukunftsbildes ausgerichtet?
- Wecken und mehren Sie die Energie Ihrer Mitarbeiter?
Lassen Sie uns die drei Fragen und damit auch Ihr Leader-Fähigkeiten etwas genauer betrachten:
1. Haben Sie ein Bild von dem gewünschten Zustand in der Zukunft?
Ein Manager wird drei Viertel seiner Zeit von anderen beansprucht. Da sind die Mitarbeiter, die Fragen haben, der eigene Vorgesetzte und Managerkollegen, die Aufgaben und Vorgehensweisen abstimmen wollen, und nicht zuletzt bei vielen auch die Kunden. Was bleibt, ist gerade einmal ein Viertel an selbstbestimmter Zeit. Wenn Sie nicht achtgeben, verlieren Sie selbst dieses Viertel noch, ohne dass Sie aktiv etwas dafür tun müssen. Auch in der vermeintlich verfügbaren Zeit gibt es nämlich massive Ablenkungen. Angefangen beim x-maligen »schnellen« Blick ins Smartphone bis hin zu den Kollegen, die Sie mal eben wegen Unterstützung in einer Sache ansprechen, die dann Stunden Ihrer Zeit verbraucht.
Was aber hilft, sich der vielen Ablenkungen zu erwehren? Einzig ein Zukunftsbild, das Sie gewählt haben, das Sie erreichen wollen, ja das Sie fast magisch anzieht, schafft das. Es ermöglicht Ihnen, sich zu fokussieren, bei unberechtigten Anfragen mit Überzeugung »Nein« zu sagen, Meetings zu meiden, in denen Sie nicht unbedingt gebraucht werden, und sich selbst zu disziplinieren, im Alltag nicht dauernd ins Smartphone zu starren. Haben Sie ein solches Zukunftsbild? Gibt es ein Ziel, wofür es sich für Sie zu kämpfen lohnt?
2. Ist die Energie Ihrer Mitarbeiter auf dieses Bild ausgerichtet?
Ihren Mitarbeitern geht es wie Ihnen: Sie unterliegen dauernden Ablenkungen und eher einem Zuviel als einem Zuwenig von allem. Wie können Sie dennoch dafür sorgen, dass ein gemeinsames Bild der Zukunft erreicht wird? Ganz einfach: Indem Sie langfristig und regelmäßig darüber reden. Um ein Bild in den Köpfen zu verankern, reicht es nicht, einmal eine elegante Motivationsrede zu halten. Sie müssen das, was Ihnen wichtig ist, immer und immer wieder formulieren, bis jeder Ihrer Mitarbeiter in der Lage ist, selbst im Halbschlaf das Bild zu umschreiben. Genügend kommuniziert haben Sie erst, wenn die Mitarbeiter bei Ihrem Anblick die Augen verdrehen und sagen: »Da kommt er/sie und wird gleich sagen …« Und dann folgt die Beschreibung Ihres Zielbildes.
Und um es ganz klar zu sagen: Die Jahresziele, die man Ihnen von oben vorgibt, sind NICHT das Bild der Zukunft, denn diese wecken im Normalfall weder Leidenschaft noch Commitment. Als Leader sollten Sie sich Ihr eigenes Zukunftsbild schaffen, für das Sie sich und andere begeistern können. »In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst«, wusste schon Augustinus. Viel zu viele Manager brennen heute nur für die eigenen Karriere und das eigene Prestige. Wenn das allerdings das Einzige ist, brennen sie damit auf Dauer aus.
3. Wecken und mehren Sie die Energie Ihrer Mitarbeiter?
Über die Qualität einer Führungskraft kann die Antwort auf diese Frage Aufschluss geben: Hätten Sie diesen Menschen gern als Vorgesetzte/n für Ihre Tochter oder Ihren Sohn? Was würden Ihre Mitarbeiter darauf antworten? Wenn Sie vermuten, dass zumindest ein Teil »Nein« sagen würde, folgt die Frage: Wieso? Was hält diese Mitarbeiter davon ab, »Ja« zu sagen? Und weshalb akzeptieren Sie diesen Zustand?
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Aufgabe einer Führungskraft darin besteht, Leistung zu erzielen UND die Energie der Menschen zu erhöhen. Wenn Sie nach drei oder mehr Jahren eine Abteilung als Führungskraft verlassen, sollten Sie sich fragen, wie sich die Menschen in dieser Zeit verändert haben. Konnten sie ihre Stärken einsetzen und haben sie Neues gelernt? Sind sie innerlich gewachsen und haben sie sich menschlich weiterentwickelt? Hier scheidet sich bei den Vorgesetzten die Spreu vom Weizen. Leistung erzielen können viele. Manche Manager tun dies aber, indem sie Angst und Schrecken erzeugen. Sie quetschen die Mitarbeiter aus wie Zitronen. Ihre Bilanz am Ende des Berufslebens fällt dann erschreckend aus. Sie haben bei einer großen Anzahl Menschen das Leben verschlechtert. Die guten Führungskräfte, die Leader also, erzielen dagegen nicht nur Spitzenleistung, sondern wecken dabei auch Energie und Leben in den Menschen.
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Führung bedeuten …Der Arbeit der Menschen Sinn und Orientierung zu geben und dann dafür zu sorgen, dass die Menschen möglichst ungehindert daran arbeiten können. Zweitens ist gute Führung großmütig indem sie neidlos andere erfolgreich macht. Und schließlich dient gute Führung dem Menschen und gibt ihnen Freude und Erfüllung: „Be the Chief Fun Officer!“.
Leadership, very simply, is about two things: 1) Truth and trust.
2) Ceaselessly seeking the former, relentlessly building the latter.
Führung gibt Orientierung indem sie einen verständlichen und attraktiven Sinn anbietet, an den der einzelne sich ankoppeln kann, um intrinsisch motiviert seinen Beitrag dazu zu leisten. Es geht darum „Chief Meaning Officer“ zu sein und klar zu vermitteln, was die Vision ist, was damit bezweckt wird und was das für jeden einzelnen bedeutet (Andre Dieckschulte). Gute Führung beginnt mit Sinn und Vertrauen und arbeitet mit Absicht statt Anweisungen.
Before you become a leader, success is all about growing yourself. When you become a leader success is all about growing others.
Führung heißt, andere erfolgreich machen. Gute Führung ist großmütig. Sie dient dem Leben und ist Dienstleistung, kein Privileg. Ihr Ziel lautet: Potentialentfaltung statt Ressourcenausnutzung. Genau deshalb steht im Manifest für menschliche Führung als erste These „Entfaltung menschlichen Potentials mehr als Einsatz menschlicher Ressourcen“ und weiter „Anführer hervorbringen mehr als Anhänger anführen.“
Giving people self-confidence is by far the most important thing that I can do. Because then they will act.
Arbeit nimmt einen großen Teil unserer Zeit in Anspruch. Umso trauriger ist es, wenn Studien wie der Gallup Engagement Index Jahr für Jahr feststellen, dass nur 15% der Mitarbeiter eine starke Bindung zu ihrer Arbeit haben, während 70% Dienst nach Vorschrift machen und 15% sogar schon innerlich gekündigt haben. Diese Identifikation beginnt mit dem gemeinsamen Sinn und der gemeinsamen Vision. Auf dem Weg dorthin darf und muss man aber gemeinsame Erfolge feiern und gemeinsam aus dieser Freude Kraft schöpfen.
Lieber Herr Dieckschulte,
Ihr „Kommentar“ ist ja schon selbst ein Artikel. Danke für die Sammlung guter Gedanken.
Ihr
Alexander Groth
Natürlich kann es sein, dass Führung sich manchmal darum kümmern muss, „Energie auszurichten“. Und es ist herrlich, wenn sich diese „auf Dauer mehrt“. Als grundlegende Essenz der Führung erscheint mir dies allerdings zu spezifisch. Fundamentaler besteht die Führungsaufgabe darin, „dafür Sorge zu tragen, dass es gemeinsam funktioniert“ – und zwar aus einer umfassenden Perspektive bzw. Verantwortung heraus.
Hallo Herr Groth,
wann wurde dieser Artikel veröffentlicht von Ihnen?
Ich würde es gerne zitieren.
Freundliche Grüße
Guten Tag Frau Philippson,
es freut mich, wenn sie den Artikel zitieren wollen. Ich meine, die Veröffentlichung sei 2016 gewesen.
Mit besten Grüßen
Alexander Groth